Funktionsweise der Strukturfonds-Förderung

Hier erhalten Sie Schritt für Schritt einen Einstieg in die Förderung durch die EU-Strukturfonds. Sie erfahren, was genau hinter den EU-Strukturfonds steht und wie die Förderung in Deutschland umgesetzt wird.

Die Strukturfonds der Europäischen Union sind fester Bestandteil der weiten EU-Förderlandschaft. In Deutschland stehen in der Förderperiode 2021 bis 2027 insgesamt rund 29 Mrd. Euro aus vier der fünf Strukturfonds und dem Landwirtschaftsfond zur Verfügung, nämlich aus dem EFRE (inkl. Interreg), ESF+, JTF, ELER und EMFAF. Mit ihrer großen thematischen Bandbreite bieten sie vielzählige Möglichkeiten, Projekte und Kooperationen zur ökologisch nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen und umzusetzen. Für Förderinteressierte ist es dabei nicht immer leicht, den richtigen Fonds und das richtige aus dem Fonds finanzierte Förderprogramm für die eigene Projektidee zu finden.

Hinter dem sperrigen Begriff der Europäischen Strukturfonds stehen im Kern vier große Politikfelder, in denen die Europäische Union gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und Regionen aktiv ist, um ihre politischen Ziele zu verwirklichen. Stark verkürzt dargestellt handelt es sich dabei um die Politikfelder:

Die Mezhyhirya Residenz in Kiew, Ukraine
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Regional- und Strukturpolitik

Diese Politik ist abgedeckt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE, inkl. Interreg) und den Kohäsionsfonds, der allerdings in Deutschland nicht zum Einsatz kommt. Sie zielt auf den Ausgleich von regionalen Ungleichgewichten, Entwicklungsrückständen und Strukturproblemen sowie die Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts. Unterstützt werden unter anderem Investitionen in Unternehmen (z.B. Wettbewerbsfähigkeit und CO2-arme Wirtschaft), öffentliche Infrastrukturen (wie z.B. für Bildung und Forschung, Gesundheit, Umwelt), Forschung und Innovation und Netzwerke zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, wobei mindestens 30% der Fördermittel für Zwecke des Klimaschutzes ausgegeben werden müssen.

Junge männliche Praktikantin mit Lehrergruppe
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Arbeitsmarkt-, Qualifizierung- und Integrationspolitik

Diese Politikfelder sind durch den Europäischen Sozialfonds (ESF+) abgedeckt. Der ESF+ zielt unter anderem auf die Gewährleistung eines hohen Beschäftigungsniveaus, eines hohen Niveaus der allgemeinen und beruflichen Bildung, der Qualität der Arbeitsplätze, des verbesserten Zugangs zum ersten Arbeitsmarkt, der Unterstützung der geografischen und beruflichen Mobilität der Arbeitskräfte, der sozialen Inklusion und der Chancengleichheit.

Ein wilder Hase auf einem Feld mit Heuballen
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Landwirtschaftspolitik und Politik für den ländlichen Raum

Zielstellung des ELER ist die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums, wobei die Ziele Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft, Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Klimaschutz sowie Erreichung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften verfolgt werden.

Hummerfallen in Peggy's Cove
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Meeres- und Fischereipolitik

Der Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) deckt diese Politikfelder ab. Ziel des EMFAF ist u.a. die Förderung einer nachhaltigen Nutzung von Meeresressourcen mit dem Ergebnis einer wettbewerbsfähigen, ökologisch nachhaltigen, rentablen und sozial verantwortungsvollen Fischerei und Aquakultur.

Nachhaltige und kommunale Perspektive

Die Strukturfonds der EU unterstützen auch in der Förderperiode 2021-2027 ein breites Spektrum an Maßnahmen zur umweltgerechten, nachhaltigen Entwicklung sowie zum Schutz und zur Verbesserung der maritimen Umwelt. Die vorgesehenen Förderinstrumente richten sich in vielen Fällen auch an lokale, zivilgesellschaftliche und kommunale Akteure. Die Strukturfonds-Förderung ist generell gemäß Artikel 9 der Gemeinsamen Verordnung zu den Strukturfonds dazu verpflichtet, die Ziele der Fonds gemäß dem Prinzip der nachhaltigen Entwicklung zu verfolgen.

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Europäische Kommission: Informationsportal „Europa vor Ort“

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Da der Einsatz der EU-Strukturfondsmittel auf den Ausgleich regionaler Entwicklungsunterschiede abzielt, unterscheidet die EU bei ihren Förderkonditionen und Fördersätzen im EFRE, ESF+ und Kohäsionsfonds zwischen den Regionenkategorien der weniger entwickelten Regionen, Übergangsregionen und stärker entwickelten Regionen. Grundlage für diese Einteilung ist das jeweilige Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Regionen. Die deutschen Regionen fallen dabei in die beiden Kategorien der Übergangsregionen (BIP pro Kopf: 75-100 Prozent des EU-27-Durchschnitts) und stärker entwickelte Regionen (BIP pro Kopf: > 100 Prozent des EU-27-Durchschnitts) und sind daher im Rahmen der oben aufgelisteten Programme förderberechtigt. Um die Regionen gemäß ihrer unterschiedlichen Entwicklungsbedarfe zu unterstützen, werden die EU-Beteiligungssätze entsprechend ihres Entwicklungsstands abgestuft, wie unter dem Menüpunkt Finanzierungsbedingungen und -möglichkeiten näher erläutert wird.

Ergänzend zu den Strukturfonds existieren weitere Programme und Initiativen der Europäischen Union, jeweils mit spezifischer Ausrichtung auf bestimmte Themen, Zielgruppen, Fördergebiete etc. Diese stehen nicht im Zentrum des vorliegenden EU-Kommunal-Kompasses und werden daher hier nicht näher behandelt. Auf der Suche nach der geeigneten Finanzierung für Projekte zur ökologischen Nachhaltigkeit können auch diese Programme und Initiativen für kommunale Akteure interessant sein, beispielsweise das Förderprogramm LIFE für Umwelt- und Klimapolitik.

LIFE 2021 bis 2027

Programm der Europäischen Union für Umwelt- und Klimapolitik

Im umwelt- und klimapolitischen Bereich ist das LIFE-Programm eine wichtige Ergänzung zu den Strukturfonds, welches auch für kommunale und zivilgesellschaftliche Akteure interessante Fördermöglichkeiten bietet. Das Programm richtet sich an alle öffentlichen und privaten Einrichtungen. Zwei Teilprogramme decken die beiden Säulen der LIFE-Förderung in der Förderperiode 2021 bis 2027 ab: Das Teilprogramm Umwelt ist mit ca. 3,5 Mrd. Euro ausgestattet und finanziert Projekte in den Bereichen Naturschutz und Biodiversität sowie Kreislaufwirtschaft und Lebensqualität. Mit dem Teilprogramm Klimapolitik werden mit Mitteln von ca. 1,9 Mrd. Euro Projekte zum Klimaschutz und Klimaanpassung als auch zur Energiewende gefördert. Es unterstützt strategische Naturschutzprojekte, strategische integrierte Projekte im Umwelt- oder Klimabereich, sowie Standardaktionsprojekte mit denen auf die spezifischen Ziele des LIFE-Programms hingearbeitet wird.

Im Vergleich zur Strukturfonds-Förderung sind die Projekte, die über LIFE finanziert werden, meist größer dimensionierte Pilot- und Demonstrationsprojekte mit einem klaren ‚Leuchtturmcharakter‘. Im Rahmen der integrierten Projekte soll unter Leitung von LIFE mindestens eine weitere Finanzierungsquelle mobilisiert werden. Neben nationalen Mitteln können prinzipiell auch die Strukturfonds zur Mitfinanzierung eingesetzt werden, sofern die Programmverwaltungen dies vorsehen. Die Antragstellung für die Förderung durch das zentral in Brüssel verwaltete Programm erfolgt im Zuge EU-weiter Aufrufe; aus den eingereichten Projektvorschlägen werden die zu fördernden Projekte nach bestimmten Kriterien in Wettbewerbsverfahren ausgewählt.

Weiterführende Informationen zur LIFE-Förderung in der EU und in Deutschland sowie Beispielprojekte finden Sie auf der offiziellen, englischsprachigen Website des LIFE Programms.