Förderziel:
Der Programmraum wird aufgrund seiner naturräumlichen Gegebenheiten und Bedingungen stark vom Klimawandel betroffen sein. Steigende Durchschnittstemperaturen, zunehmende Hitzeperioden bzw. Trockenphasen und Extremwetterereignisse werden tiefgreifende Auswirkungen auf viele Sektoren und Lebensbereiche in den Grenzregionen haben. Angesichts der zahlreichen Flusslandschaften ist zudem vielerorts von einer wachsenden Gefährdung durch Hochwasser auszugehen, die umfangreichen Waldgebiete zeigen eine hohe Anfälligkeit für Waldbrände oder die Borkenkäferproblematik. Und gerade im alpinen Raum steigt das Risiko und die Unvorhersehbarkeit von Naturgefahren wie Überschwemmungen, Felsstürze, Erdrutsche und Lawinen.
So wird der Klimawandel tiefgreifende Folgen für programmraumtypische Ökosysteme wie den Bergwald oder (vor-)alpine Flusslandschaften haben. Hier droht der Rückgang von Tier- und Pflanzenarten, aber auch die Gefährdung wichtiger Ökosystemdienstleistungen. Trockenheit bzw. Niedrigwasser haben zudem erhebliche Auswirkungen auf die Gewässerökologie.
Damit stellen sich für den Programmraum Fragen der Risikoprävention und des Katastrophenmanagements. Gleichzeitig müssen viele Sektoren wie die Land- und Forstwirtschaft, der Tourismus sowie der Naturschutz auf voraussichtlich tiefgreifende, klimawandelbedingte Veränderungen von Ökosystemen und Lebensräumen reagieren und entsprechende Anpassungsstrategien entwickeln und umsetzen. Anpassung an den Klimawandel ist somit auch als ein integratives Querschnittsthema zu verstehen.
Daher zielt das spezifische Ziel auf einen proaktiven Umgang mit dem Klimawandel und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Programmraum mit seinen hoch sensiblen und gleichzeitig risikoanfälligen Naturräumen.
Beschreibung:
Mit seinen grenzüberschreitenden Natur- und Kulturlandschaften und vergleichbaren Siedlungs- und Nutzungsstrukturen sehen sich Akteure im Programmraum dies- und jenseits der Grenze ähnlichen Problemen in Bezug auf den Klimawandel gegenüber. Die daraus folgenden gemeinsamen Herausforderungen der Anpassung von Naturräumen und Ökosystemen, aber auch der Risikoprävention und des Katastrophenschutzes legen einen grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch, gemeinsame Studien und Pilotprojekte nahe. Obwohl bereits vielerorts erste Wissensbestände und Umsetzungserfahrungen mit der Klimawandelanpassung vorliegen, mangelt es an der Vernetzung von Expertise und Schlüsselakteuren. Ebenso sind bewusstseinsbildende Projekte im Bereich der Klimawandelanpassung notwendig, um lokale und sektorale Entscheidungsträger zu sensibilisieren und zum präventiven Umgang mit Starkregenereignissen, Hagel, Wind, Sturm, Lawinen und Trockenheit zu befähigen.
Folgende drei Richtungen werden verfolgt:
Anpassungsmaßnahmen
Im Mittelpunkt steht hier die Anpassungsfähigkeit bzw. Resilienz von natürlichen und technischen Systemen im Programmraum. Dazu gehört der Umbau von Ökosystemen (Waldumbau mit stressresistenten, standortheimischen Baumarten, Renaturierung von Flussläufen etc.), aber auch die Planung oder Ertüchtigung klimawandeltauglicher Siedlungsstrukturen. Grundsätzlich gelten ökosystembasierte Maßnahmen als sinnvollste Instrumente, um den Auswirkungen des Klimawandels nachhaltig zu begegnen. Mit neuen innovativen Lösungen können die Anpassungskräfte der Natur mobilisiert und das Katastrophenrisiko verringert werden, um den Erhalt der programmraumtypischen Ökosysteme (z.B. Bergwälder, Bergmähwiesen, Moore, Fließgewässer, Auwälder) zu gewährleisten.
Risikoprävention
Hier geht es um Ansätze zur Minimierung der sich aus dem Klimawandel ergebenden Risiken und Gefährdungen für den Menschen, Siedlungen und Infrastrukturen im Programmraum. Dies kann unter anderem durch verbessertes Wissen, Prognosemodelle oder Entscheidungsunterstützungssysteme im Hinblick auf Naturgefahren, Monitoringsysteme (z.B. Hochwasser, Erosion), grenzüberschreitende Informations- und Warnsysteme oder die Berücksichtigung von Gefahrenzonen in der Infrastruktur- und Siedlungsplanung erfolgen. Aber auch dem Management von Niedrigwasser und dessen Auswirkungen auf die Gewässerökologie kommt im Programmraum eine wachsende Bedeutung zu.
Katastrophenmanagement
Hierzu gehören Ansätze, Schäden eintretender Naturkatastrophen insbesondere im Berggebiet und entlang der Flüsse durch ein konzertiertes, grenzüberschreitendes Vorgehen möglichst gering zu halten, etwa durch gemeinsame Planungen und koordinierte Einsatzstrategien. Speziell im Einzugsgebiet von Donau, Inn, Salzach und Saalach, Lech und Isar soll in Reaktion auf das extreme Hochwasser vom Sommer 2013 die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Österreich zukünftig weiter vertieft werden. Dies betrifft u.a. einen besseren Informationsaustausch, die Durchführung von Studien zu Retentionsraumpotenzialen und die Aktualisierung von Vereinbarungen im Hochwasserfall.
Folgende Maßnahmen lassen sich beispielhaft benennen:
- Gemeinsame Entwicklung von Strategien und Konzepte zur Klimaanpassung, Risikoprävention und Katastrophenresilienz in Bezug auf einzelne, anfällige Bereiche bzw. Sektoren des Programmraums (Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Siedlungsentwicklung) oder auch integrativ, d.h. sektorenübergreifend
- Gemeinsame Pilotmaßnahmen für ein adaptives Management von programmraumtypischen Ökosystemen zur Anpassung an den Klimawandel (z.B. Bergwälder, Bergmähwiesen, Moore, Fließgewässer, Auwälder)
- Gemeinsame Pilotmaßnahmen für eine klimafolgenangepasste Wasserwirtschaft und naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen (z.B. Sicherung und Wiederherstellung natürlicher Hochwasserrückhalte und -abflussräume)
- Gemeinsame Pilotmaßnahmen zur grenzüberschreitenden Risikoprävention in Bezug auf klimawandelbedingte Naturgefahren (z.B. Trockenheit, Überschwemmungen, Waldbrände, Felsstürze, Erdrutsche, Lawinen) und zur Verbesserung und Vertiefung des Managements und der Zusammenarbeit bei Naturkatastrophen (z.B. Hochwasser)
- Gemeinsame Strategien und Konzepte sowie Pilotmaßnahmen zur Information, Kommunikation und Bewusstseinsbildung in Bezug auf Klimawandel, spezifische Betroffenheit und entsprechende Anpassungsnotwendigkeiten
Wichtig ist, dass die Maßnahmen additive Aspekte zu den nationalen Förderprogrammen aufgreifen, bei denen grenzüberschreitende Relationen oder Mehrwerte im Vordergrund stehen. Grundlagenforschung und angewandte Forschung zum Thema Klimawandel wie auch Investitionen in graue Infrastruktur im Zusammenhang mit den Maßnahmen können nicht berücksichtigt werden.